"Ich wies gestern in einem Gespräch auf das Bild von 2005 hin, von dem ich eine geistige Geschichte zu deinem vorgeschlagenen Thema aus gestalte.
Es ist eine gleichbleibende Aussage, auf die ich mich in den letzten Ausstellungen im KEP bezog: Die Verdrängung des Weiblichen.
In einer patriarchal determinierten Gesellschaft, soweit sie ihren weiblichen Teil in Abhängigkeit hält, kann es keine humane Wandlungen geben.
Diesen weiblichen Anteil zu erkennen und zu gestalten ist eine Aufgabe der Frauen.
Eine Schlussaussage in der letzten System-Aufstellung zur Weiblichkeit (Doku-Film) war, dass das Weibliche sich in seiner Form zeigen muss. Das ist unsere Aufgabe."
EGO-Raum+Stockung - die Verdrängung des Weiblichen II
Beuys ist mir nahe. Geht er doch ideell bis zum Ende eines bürgerlichen Kunstempfindens. Mit einem weiblich definierten Schamanismus ist eine Erweiterung hin zu ganzheitlichen und heilenden Aussagen möglich.
Mit dem I Ging begann ich in den 1990ziger Jahren zu arbeiten. Heute beziehe ich mich wieder auf schon früher gestaltete Orakelaussagen.
Der Friede, Hexagramm 11. Er steht vor dem Hexagramm 12, die Stockung. Beide Hexagramme sollen zusammen wahrgenommen werden. Im Hexagramm 11 befindet sich das Weibliche mit Erde und Frau als Sinnbild für Ruhe und innerem Lauschen über dem Himmel, der als männlicher Kampf und nach aussen gerichtet gedeutet wird. Der Friede, dessen Substanz die Erde mit ihrer Schöpfungskraft ist, ist das Ziel. Dem folgt das Hexagramm 12, die Stockung. Hier befindet sich der männliche Himmel über der weiblichen Erde. Das obere Ziel ist der Kampf, der sich nicht zur unteren Erde bewegt und sich nicht auf eine Einheit von Unten und Oben einlässt. In diesem Zustand leben wir heute.
In der Grafik links thematisiere ich unterschiedliche, energetisch emotionale Situationen.
Die Erde unten: In einem stabilen und geschützten Raum findet ein energetisch emotionaler Austausch mit einem Gegenüber statt. Darüber stelle ich symbolisch unsere egozentrierte Gesellschaft dar. Die sich getrennt vom Unten in einer geistig und emotional selbstbestimmten Blase indifferent positioniert.
Die Grafik von 1991 ist ein Flachdruck mit Tusche überzeichnet.
Wir nehmen mental und emotional die Welt wahr. Diese Prozesse werden von EGO-Blasen-Geistern individuell und gesellschaftlich gelenkt.
Unten auf der Grafik symbolisieren G-I und K-I ein Geist-ICH und ein Körper-ICH. Die ICH-Wahrnehmungen in der EGO-Blase sind mit denen in den Erd-Ebenen nicht vergleichbar. In den Erd-Ebenen ist das ICH im gesunden Bezug zum Leib und an ein Gegenüber gebunden. Das ist zum Beispiel die Gruppe, die Natur als lebendiger Lebensraum und übergeordnete natürliche Intelligenzen/Geister.
Das in der EGO-Blase gebildete ICH hat einen missbräuchlichen Bezug zum Leib und zum Gegenüber bzw. lehnt jeden gesunden natürlichen Bezug ausserhalb seiner Vorstellungen ab. Das sind auch Vorstellungen über Geschlechter, ihre Funktionen und sozialen Einordnungen. Deshalb werden patriarchal gesellschaftliche Vorstellungen ständig und intensiv vermittelt sowie mit Regeln und Strafen durchgesetzt. Leiblich weibliche Weisheitserfahrungen sind ausgeschlossen und bleiben im Verborgenen.
Beispiele dafür zeigen die ausgestellten Kunstwerke. Das Thema des ersten Gastvortrages (der hier noch als Video nachgereicht wird) bezieht sich auf eine gewachsene patriarchale Sichtweise, auf die soziale Stellung der Frau und ihren Leib, "unter besonderer Berücksichtigung der Bildenden Künstlerinnen in der Bildenden Kunst".
Wie absurd und verwirrend ein selbstbestimmtes Geschlecht, von Oben angeordnet, auf ein weibliches Seinsgefühl wirken kann, steht im Mittelpunkt des zweiten Gastvortrages.
Vor langer Zeit stellte Platon sein Höhlengleichnis auf. Es sagte etwa, dass wir aufgrund einer gesellschaftlichen Vereinbarung nicht sehen, was realistisch ist, sondern nur das sehen, was wir als Illusion zu sehen bekommen.
Wir sehen nur das, was wir gelernt haben zu sehen! Damit leben wir in einem vom „natürlichen“ Leben abgeschlossenen Bereich, in dem uns ein Leben über eine Ideologie und mit Illusionen über Wirklichkeit, als Normalität vermittelt wird. Heute lebt der Akteur, das Individuum, in seiner EGO-Blase. Das in der EGO-Blase gebildete ICH hat einen missbräuchlichen Bezug zum Leib und zum Gegenüber bzw. lehnt jeden gesunden, natürlich weiblichen Bezug ausserhalb seiner Vorstellungen ab. Es sind einseitig wahrgenommene Prozesse, die sich aus missbräuchlichen, dualen Verhältnissen unsere Wahrnehmungen gestalten. weiterlesen
Die Verdrängung des Weiblichen, diese Wunde ist sehr alt und heilt nicht. Ich sage, dass bis heute Gewöhnungen an die Ur-Verletzungen des Weiblichen stattfinden und ihre Schmerzen weiter integriert werden. Warum kommen wir aus den Kausalitäten von Missbräuchen nicht raus? Warum bleibt eine energetisch saugende Beziehung für immer bestehen? Weil wir MENSCHEN von Anfang an in entsprechenden Ordnungssystemen, die gesellschaftlich geschaffen wurden, leben. Demzufolge sollten wir unsere ganze menschliche Kraft dafür einsetzen, dass wir diese Ordnungsysteme durchschauen um sie zu verändern, hin zu Energie aufbauenenden Systemen, die von keinen destruktiven Geistern bestimmt werden.
Eine Ursache des Missbrauches ist unsere männlich duale Sicht aufs Leben. Eine weibliche Sicht kommt aus einem ganzheitlichen Prozess und stellt diesen in seinen gesunden Bezügen dar.
Leider konnte ich aufgrund meiner leiblichen Einschränkungen während der Ausstellung hierüber mich nicht umfassend mitteilen. So blieben meine Vorträge zum Teil weg und ich äusserte mich nur in einzelnen Gesprächen. Trotz der Einschränkungen sage ich im Video einiges zu den Inhalten der Werke. Am 2.6. kommentierte ich den Film Weiblichkeit und Kunst.
Ich danke allen Besuchern für ihr Intersse am ganzheitlichen Bild.
Eine junge Frau rief verblüfft, das sind ja heilende Bilder! Auf meine Nachfrage, sie solle das mehr erklären, sagte sie, das kann ich nicht. Aber: Das spüre ich hier im Unterleib und sie hielt ihre Hände darauf.
Ich danke allen Freunden und Unterstützern für das Gelingen der Veranstaltungen.
VIDEOS: Kamera und Bearbeitung: KIEKE MA FILM BERLIN
EGO-Raum+Stockung und 20_DIALOG-ZEIT-MASCHINE_24 als Kommunikations-Veranstaltungen
FLEXUS„20_Dialog-Zeit-Maschine_24“
Ausstellung | exhibition + zeitlich begrenzte Interaktion – FLEXUS-Veranstaltung
Für zwei Tage erstreckt sich in der aktuellen Raumzeit die DIALOG-ZEIT-MASCHINE. In einem zeitfreien Raum erwarten Sie Werke von Thomas Weidner, Raimund Schucht, Monika Maria Nowak …, sowie ein Vortrag von Carola Muysers. Begeben Sie sich auf eine Reise ins „Tietz-Universum“, das auch zuvor von Zuhause aus als Brettspiel erkundet werden kann
(https://flexus.thomas-weidner.com/das-tietz-universum-spiel/). Erschaffen Sie Ihr eigenes Universum!
Atelierhaus Prenzlauer Promenade, Prenzlauer
Promenade 149-152, 13189 Berlin, Raum 641
https://www.artspring.berlin/veranstaltung/flexus20_dialog-zeit-maschine_24/
Das ist meine Haltung in meinem Leben, das vierzig Jahre im Kalten Krieg gelebt hat.
Dementsprechend war es mein Anliegen ein Bild ohne Gewalt zu schaffen. Es ist ein weibliches Bild, das aus der weiblichen Natur-Spiritualität abgeleitet wird.
Die Gründe, die zur Gewaltrechtfertigung führen, illustriere ich auch unter dem Thema „Geist des Todes zeugt und tötet“.
Zusätzlich ist es mein Anliegen, Wege und Möglichkeiten zur Überwindung der spaltenden Angst zu zeigen.
Angst macht uns unselbständig. Wir sind von Meinungen abhängig. Besonders wird dies klar, wenn es zu Stellungnahmen über Gut und Böse in kollektiven Handlungen geht.
Eugen Drewermann sagt es auch für mich über den Krieg: “Wir müssen die Angst des Anderen verstehen, die wir ihm machen, weil wir vorgeblich oder wirklich Angst vor ihm haben. Dieser Teufelskreis muss einmal gebrochen werden."
Dann ist jeder Krieg ein Verbrechen, er hat überhaupt keine moralische Rechtfertigung. Das Töten von Menschen ist nicht das Retten von Menschen.
Wir müssen den Kernpunkt, die Angst, die der Staat selber organisiert, instrumentalisiert und für Machtzwecke ausbeutet, widerlegen, indem wir als Christen sagen: »Wir glauben das alles nicht mehr. «Man kann nur mit Vertrauen, mit innerer Stärke den Krieg überwinden.“
„Frieden kommt nicht aus der Politik der Stärke, sondern ganz im Gegenteil.“*
Ich hoffe auf eine pazifistische Friedensbewegung, die endlich die Angst bricht und Versöhnung zum Ziel hat.
Es ist eine Versöhnung ohne Machtanspruch. Das Gegenüber in seinem einzigartigen Lebensraum, mit seinen Grenzen wird gesehen-erkannt und als gleich empfunden.
Vor dieser Aufgabe stehen wir nicht nur im jetzigen Bruderkampf Mensch gegen Mensch, sondern auch in der Begegnung Mensch Natur-Gaia.
Versöhnung wäre der erste Schritt zum Frieden, denn Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg.
*Stefan Seidel mit Eugen Drewermann im Interview in DER SONNTAG, 13.3.2022, heruntergeladen am 27.3.22